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Wie du dein Anlage-Risiko deutlich verringerst – ohne groß auf Rendite zu verzichten

Hohe Renditen gibt es nur mit hohem Risiko.

„Das ist eben der Preis. Wenn sie glauben, sie wollen lieber selbst in Aktien investieren, müssen sie eben auch die damit verbundenen Einbrüche und Dürrephasen durchleiden können.“

Ich kann den erhobenen Zeigefinger des Bankberaters noch immer förmlich vor mir sehen. Obwohl es ein Telefonat war.

Was wäre aber, wenn dieser Zusammenhang so pauschal gar nicht gelten würde?

Was wäre, wenn es einen Weg gäbe, langfristig ordentliche Rendite zu erzielen, aber mit deutlich geringerem Risiko? Und das auch noch mit einfachen Mitteln, ohne Zauberei und ohne unrealistische Beraterversprechen?

Dieser Artikel ist Nummer 1 einer kleinen zweiteiligen Serie, in der wir uns dieser Frage widmen.

Ausgehend von einem konventionellen Aktienportfolio wie dem Weltportfolio überlegen wir detailliert, was wir unternehmen müssen, um Aktien als eine der ertragsstärksten Anlageklassen weiter im Portfolio zu nutzen, die deutlichen Schwächen eines solchen Portfolios aber abzumildern und altersvorsorgefreundlicher zu bekommen. Unser Ziel ist ein Portfolio mit Renditen ähnlich dem Weltportfolio – aber mit wesentlich besserer Risikocharakteristik.

Du wirst dabei nichts weniger als eine neue Art des Denkens kennenlernen. Eine Betrachtungsweise über Risiko, die ganzheitlich und eigentlich absolut naheliegend ist, den meisten Privatanlegern und vielen Finanzgurus aber dennoch fremd ist. Du wirst sehen, warum die allseits gegenwärtige Einteilung eines Portfolios in einen ‚risikoreichen‘ und ‚risikoarmen‘ Teil nicht nur unglücklich ist, sondern dir beim Anlegen eine ganze Menge Potenzial raubt.

Etwas, was du dir unbedingt ansehen solltest.

Der konventionelle Weg ‚ertragreich‘ zu investieren

Anleger, die eine gute Rendite haben wollen, bevorzugen Aktien. Je mehr Rendite eine Anlegerin will, umso höher muss der Aktienanteil sein. Das ist tief in den Köpfen verankert.

Warum ist das so?

Weil Aktien in der Historie die höchsten Renditen gebracht haben (zumindest so lange man sie nicht risikoadjustiert) und Aktien für Anleger deshalb so attraktiv sind wie ein funkelndes Kinderkarussell für eine Dreijährige auf dem Weihnachtsmarkt. Willst du Rendite, kommst du an Aktien nicht vorbei.

Aktien scheinen deshalb auch die einzige Anlageklasse, der man alle schwierigen Phasen verzeiht.

So gesehen ist es also überhaupt nicht verwunderlich, dass gerade das Weltportfolio zum aktuell beliebtesten Konzept für Privatanleger geworden ist (für alle, die nicht wissen, was das ist: In diesem Artikel erklären wir genauer, wie es funktioniert und wie die Argumentation dafür typischerweise lautet).

Anleihen dagegen werden als ‚risikoärmer‘, aber eben weniger ertragsstarke Alternative betrachtet. Das führt insgesamt zu Portfolios, die sehr aktienlastig sind und deren Risiko fast vollständig von Aktien dominiert wird.

Probleme konventioneller (Welt-)Portfolios

In unserem Artikel über die Mechanik des Weltportfolios haben wir gezeigt, dass bei genauerer Betrachtung viele der Versprechen über das Weltportfolio nicht halten. Es ist weder prognosefrei, noch ist es mit der Diversifikation in Wirklichkeit weit her. Man holt sich damit einige Risiken ins Haus, die man nicht sofort sieht.

Als konkrete Folgen daraus haben wir in dem Artikel unter anderem ausgemacht:

  • Selbst nach 40 Jahren ununterbrochenen Investierens ist eine gute Rendite nicht sicher
    Sie hängt stark vom Einstiegszeitpunkt ab. Es kann gut gehen und man fährt eine Rendite von 6,3 % nach Inflation ein. Man kann aber auch ‚Pech haben‘ und in den 40 Jahren im Schnitt nur 2,8 % verdienen. Der historische Wert am Ende schwankt um den Faktor 4. Statt etwa der dicken Million Euro am Ende hätten es auch nur eine viertel Million sein können – 750.000 Euro weniger für das Alter.
  • Bis zu einem nennenswerten Gewinn kann es auch mal zwei Jahrzehnte dauern
    In der Vergangenheit konnte es schon einmal passieren, dass wir länger als ein Jahrzehnt in einer Verlustphase steckten. Nach spätestens 13 Jahren war man jedoch in jedem Fall wieder im Plus. Bis eine einigermaßen akzeptable Rendite auf dem Tacho steht, dauert es dann aber gerne noch einmal weitere 5-8 Jahre. Zwei Jahrzehnte sind lange für jemanden, der für das Alter spart.
  • Es könnte besser kommen – oder schlechter
    Das ist aus historischen Daten errechnet, soweit ich sie zurück habe (bis 1969). Das ist, was in der Vergangenheit tatsächlich passiert ist. Das enthält nicht zwingend den ’schlechtest möglichen‘ Fall. Vielleicht läuft es so doof nie wieder – vielleicht kommt es aber noch schlimmer. Wir wissen es nicht sicher. Dieses Paper rechnet vor, dass man mit einer etwa 12%igen Chance rechnen muss, nach 30 Jahren nicht einmal die Inflation verdient zu haben.
  • Langfristig ist verdammt lange
    Langfristig steigen Aktien, dafür gibt es tatsächlich gute Gründe. Unser eigener Anlagehorizont ist im Vergleich dazu aber relativ kurz. Die Durchschnittsrendite der letzten 125 Jahre sagt überhaupt nichts aus, wenn Renditen von Jahr zu Jahr schwanken und wir maximal etwa ein Drittel dieser Zeit bis zur Rente haben. Es ist einfach Glückssache, ob wir mit unserem Leben eine gute Phase erwischen oder nicht. Für die Babyboomer-Generation hat das extrem gut funktioniert. Wie wahrscheinlich ist es für die Generationen danach, eine ebenso gute Zeit zu erwischen?
  • Regelmäßige Ein- und Auszahlungen verstärken das Risiko
    Dazu haben wir in dem Artikel über das Sequence of Returns-Risiko gezeigt, dass regelmäßige Einzahlungen und Entnahmen dieses Risiko innerhalb unseres ohnehin schon kurzen Anlegerlebens noch einmal weiter konzentrieren: Es sind vor allem die Renditen in wenigen Jahren kurz vor und kurz nach Renteneintritt, die den größten Einfluss auf das Vermögen haben.

Das alles sind Eigenschaften, die für eine altersvorsorgende Investorin allesamt unerwünscht und unangenehm sind – auch wenn der ‚Common Sense‘ das Gegenteil sagt.

Was ist für uns Investoren eigentlich ideal?

Bevor wir anfangen, im Sand wild nach einer Lösung stochern, überlegen wir erst einmal, wie denn eine ‚besseres‘ – oder sogar das beste – Portfolio aussehen müsste.

Das ist gar nicht so schwer. Eine gute Rendite soll es natürlich abliefern, das perfekte Portfolio. Das ist klar (oder eben ‚tautologisch‘ – ich muss schon wieder an meinen früheren Chef denken).

Etwas weniger tautologisch und in seiner Wichtigkeit oft unterschätzt, ist der Verlauf der Renditen über die Zeit. Wenn ich es mir aussuchen dürften, würde ich mir als optimalen Portfolioverlauf immer Folgendes aussuchen:

Die optimale Entwicklung einer Investition.

Absolut konstant die gleiche Rendite Jahr für Jahr. Sieht langweilig aus. Hat aber eine Menge Vorteile:

  • Es spielt keine Rolle mehr, wann ich ein- oder aussteige
  • Es macht es keinen Unterschied mehr, ob ich per Einmalanlage spare oder regelmäßig per Sparplan anlege. Die wertgewichtete Rendite bleibt gleich, egal ob ich gerade einzahle oder nicht. Ich habe kein Sequence of Returns-Risiko mehr.
  • Renditen werden damit auch für ‚kürzerfristige‘ Investments planbarer.
  • Wenn der Korridor der in der Zukunft erwarteten Renditen kleiner wird, verringert sich auch meine Unsicherheit beim Ausrechnen meines ungefähren Vermögens am Ende. Meine Rente bzw. mein Vermögen im Alter wird planbarer.
  • Es wird psychologisch so viel einfacher: wenn es keine großen Einbrüche mehr gibt, fällt die Wahrscheinlichkeit, zwischendurch in Panik zu verfallen, die Reißleine zu ziehen und Verluste zu realisieren.

Wir sollten also immer alles dafür tun, eine möglichst glatte Kurve zum Investieren zu bekommen.

Aber kann man das wirklich machen?

Glatte Kurven gibt es auf dem Sparbuch. Wir hätten aber aus Renditegründen und wegen unserer sozialen Prägung aber doch gerne Aktien im Portfolio. Die passen aber so gar nicht. Statt geradem Verlauf haben sie alles, was wir nicht wollen: starke Schwankungen, hohe Unterschiede in den jährlichen Renditen, lange Verlustphasen.

Sollte ich mich vor Aktien dann nicht lieber in Acht nehmen, wie vor der Schlange im Gras? Kann ich ein anlegerfreundliches Portfolio bauen – und dennoch in Aktien investieren?

Oder anders gefragt:

Könnten wir das Weltportfolio nicht dahin twisten, dass wir bitte die Renditen, aber nicht das Risiko bekommen?

Warum ist das Weltportfolio nicht ideal?

Warum schwankt das Weltportfolio noch einmal so stark und verhält sich nicht, wie eine gerade Linie.

In unserem Artikel hatten wir Folgendes identifiziert:

  1. Das Standard-Weltportfolio (wie auch jedes andere stark aktienlastige Aktien-und-Anleihen-Portfolio) reagiert wie ein verdünntes Aktienportfolio. In der 70/30-Mischung erklären Aktienschwankungen alleine 98,2 % der Portfolioveränderungen. Aus Risikosicht haben wir ein reines Aktienportfolio.
  2. Aktien und damit eben das Portfolio fangen an zu fallen, wenn sich die Erwartungen der Anleger und Anlegerinnen eintrüben hinsichtlich
    • Der Höhe des zukünftigen Wachstums
      (Aktien fallen, wenn die Wachstumserwartungen fallen)
    • Der Höhe der zukünftigen Inflation
      (Aktien fallen, wenn die Inflationserwartungen steigen)

Wenn wir ins Weltportfolio investieren, ist unser Vermögen von starkem Wachstum und niedriger Inflation abhängig. Mit der Entscheidung zu investieren machen wir also die implizite Prognose, dass genau das eintreten wird (was wäre mit diesem Wissen sonst ein Grund zu investieren)?

Passiert das nicht, schwindet unser Vermögen (und wahrscheinlich sind wir dann in genau dem Umfeld, in dem wir es eigentlich am besten brauchen könnten).

Eine neue Art des Denkens

Die Idee: Teil 1

Wenn wir stattdessen wirklich prognosefrei anlegen möchten, brauchen wir ein Portfolio, das möglichst unabhängig ist von der wirtschaftlichen Großwetterlage.

Wie erreichen wir das?

Wir müssen anders an die Sache herangehen. Wir brauchen eine neue Art des Denkens. Sie ist eigentlich ziemlich simpel (und ehrlicherweise auch nicht ganz neu). Und sie wird meiner Meinung nach sehr unterschätzt. Für viele Anlegerinnen ist es dazu äußerst ungewohnt, so zu denken.

Wir schauen wir nicht mehr zuerst auf Renditen und kaufen dann, wo wir die beste vermuten (was ja nichts anderes als eine Prognose ist). Wir konzentrieren uns stattdessen zuvorderst auf die Risiken, die wir uns mit einer Position ins Portfolio holen.

Risiken und Risikocharakteristika haben die tolle Eigenschaft, dass sie über die Zeit viel stabiler sind als Renditen. Man kann sein künftiges Risiko viel besser vorhersagen und kontrollieren, als man es mit Renditen je machen könnte.

Das wollen wir nutzen.

Um die ökonomische Wachstums-Inflations-Schlagseite unseres Portfolios auszugleichen, schauen wir uns bei anderen Anlageklassen um. Davon gibt es viele: Immobilien, Industrierohstoffe, Gold, … Jede von ihnen hat zwar wieder eine makroökonomische Schlagseite. Die sieht aber jedes Mal anders aus. Während 2022 zum Beispiel die Aktienmärkte mit der steigenden Inflation nach unten gingen, waren Rohstoffe große Gewinner.

Die Frage ist nun: Können wir uns aus diesem Baukasten aus Anlageklassen ein Portfolio bauen, das zwar weiterhin Aktien enthhält, aber alle Einzelteile so austariert sind, dass das Gesamtgebilde insgesamt möglichst wenig schwankt? Wenn wir für jede aufgenommene Anlageklasse also eine andere haben, die möglichst genau entgegengesetzt reagiert? Wenn das eine also steigt, während das andere fällt, je nachdem, welches Makrowetter aufzieht?

Wenn wir zusätzlich darauf achten, dass wir nur Anlageklassen aufnehmen, von denen wir annehmen können, dass sie insgesamt über die Zeit steigen, sind wir unserem Traum schon ein ganz Stück näher gerückt:

Wir bekommen mehr Balance ins Portfolio und verdienen über die Zeit Geld. Änderungen des makroökonomischen Umfelds werden sich weniger stark auf unser Vermögen auswirken, wodurch wir die Zukunft besser planen können. Und die Fahrt wird ruhiger. Es ist wie, wenn zwei Radfahrer einen Feldweg lang donnern. Der eine auf einem Rad mit Holzreifen. Der andere auf einem modernen, gut gefederten Mountainbike. Wir wollen Mountainbike fahren, nicht mehr Holzrad.

Damit bekommen wir auch echte Diversifikation über Anlageklassen und ökonomische Zustände hinweg. Nicht zu verwechseln mit der ‚Diversifikation‘ nur innerhalb einer einzigen Anlageklasse wie im Weltportfolio. Die verhindert zwar, dass sich die Pleite eines einzelnen Unternehmens in meinem Portfolio bemerkbar macht. An der Risikocharakteristik von Aktien an sich ändert sie aber nichts.

Eines müssen wir allerdings noch beachten.

Ein praktisches Beispiel

Machen wir ein konkretes Beispiel: Wirtschaftswachstum.

Wir wissen: Sobald Anlegerinnen geringeres Wachstum in der Zukunft annehmen, schätzen sie die zukünftige Ertragskraft der Aktien geringer ein. Sie wollen dann eher raus aus den jetzt weniger attraktiven Aktien und hinein in sicherere Anlagen wie etwa Staatsanleihen. Aktienmärkte fallen. Staatsanleihen steigen. Wegen der geänderten Nachfrage.

Wenn sich in den Köpfen der Anleger die Wachstumsaussichten aufhellen, wollen umgekehrt viele raus aus den langweiligen Anleihen und rein in Aktien mit Ertragsphantasie. Jetzt fallen Staatsanleihen, während die Aktien Gas geben.

Wenn man nur auf Veränderungen des Wirtschaftswachstums schaut, bewegen sich Aktien und Staatsanleihen also ziemlich genau gegensätzlich – perfekt um daraus ein Portfolio zu bauen, dass Wachstumsschwankungen ausbalanciert. Packe ich Aktien und Anleihen zusammen, wird mein Portfolio auf Änderungen der Wachstumserwartungen insgesamt weniger stark reagieren, als es jede der beiden Anlageklassen alleine tut. Wir haben damit ein – zumindest bezüglich Wachstumsänderungen – diversifiziertes Portfolio.

Der eingefleischte Weltportefolier mag nun mit hochgezogenen Augenbrauen denken:

„Monsieur.

In meinem Weltportfolio hatte ich doch Aktien und Anleihen. Und ich bin damit eingebrochen. Das funktioniert nicht.“

Die Antwort darauf lautet:

Wie oben beschrieben, kommt das Risiko im Standard-Weltportfolio so gut wie nur aus den Aktien. Anleihen bewegen sich viel weniger als Aktien und ihr Anteil ist auch noch deutlich geringer. Ihre Bewegungen kommen auf Portfolioebene gar nicht an. Die paar Anleihen mit ihren kurzen dünnen Ärmchen können das Schiff nicht weit anheben, während die größere Masse der – ohnehin viel bewegungsfreudigeren – Aktien zur gleichen Zeit mit voller Inbrunst Wasser ins Boot schaufelt.

Die Idee: Teil 2

Damit der Ausgleich funktioniert, müssen alle Portfolioteile das gleiche Gewicht bekommen.

Gemeint ist nicht das Gewicht in Euro relativ zu Portfoliogröße. Gemeint ist die Größe des Schwankungsbeitrages auf Portfolioebene: Alle Anlageklassen sollen mit ihrer Bewegung ungefähr gleichstark auf die Portfoliorendite einwirken. Eine Anlageklasse, die sich wenig bewegt, wie eben die Anleihen, muss deshalb einen viel größeren Euro-Anteil im Portfolio haben als etwa Aktien, die sich viel stärker bewegen.

Wir wollen also, dass sich das Risiko jeder investierten Anlage gleich in der Gesamtportfoliorendite niederschlägt (man sagt auch: Jede Anlageklasse bekommt das gleiche Risikobudget).

Je schwankungsfreudiger – also volatiler – eine Anlageklasse ist, umso kleiner muss deshalb ihr Gewicht im Portfolio werden. Dann kommt auch der einmalige Charakter von wenig schwankenden Investments wie Staatsanleihen in der Gesamtrendite an.

Wir bewegen uns also weg von der ‚Diktatur einer einzelnen Anlageklasse‘, hin zu so etwas wie ‚Demokratie‘ im Portfolio: Jeder hat eine Stimme und darf seine ganz eigene Persönlichkeit im Gleichklang mit den anderen in die Gesamtrendite einbringen.

Passenderweise hat sich für dieses Konzept der Name ‚Risk Parity‘ eingebürgert.

Wie sieht so ein Portfolio konkret aus?

Ohne viel komplizierte Herleitungen kommen wir direkt zu einer modernen Form eines risikobalancierten Portfolios:

Reaktion einzelner Anlageklassen auf verschiedene ökonomische Zustande, und ihr Anteil in einem ausbalancierten Portfolio.

Neben den nominalen Gewichten sehen wir an den Pfeilen, wie die jeweilige Anlageklasse typischerweise in den einzelnen Umfeldern reagiert. Für jedes Umfeld haben wir jetzt zwei Pfeile, die nach unten zeigen, und zwei, die nach oben zeigt.

Man muss diesen Ansatz verstehen wie ein fein austariertes Gebilde, in dem sich die Einzelteile munter und stark bewegen, aber immer weitgehend gegenläufig zueinander. Im Portfolio-Kontext gleichen sie sich aus, das gesamte Portfolio wird ruhiger. Dabei ist jeder einzelne Teil wichtig. Sobald einer fehlt, klappt das nicht mehr.

Die Gewichte sind sehr unterschiedlich zum Weltportfolio. Wie sich das auf die langfristige Performance ausgewirkt hat, werden wir in Artikel 2 der Serie ansehen.

Warum ‚risikoreich‘ und ‚risikoarm‘ eine kurzsichtige Denkweise ist

Jetzt siehst du auch sofort, wie unpraktisch und geradezu kurzsichtig die überall übliche pauschale Einteilung der Anlagen in ‚risikoreiche‘ und ‚risikoarme‘ Anlageklassen ist.

Es kommt nicht darauf an, ob eine Anlageklasse für sich stark schwankt, sondern was diese Schwankung im gesamten Portfoliokontext bedeutet. Durch diese pauschale Abhandlung vergibst du dir die Chance, tiefer zu gehen: Anzusehen, woher die Schwankungen eigentlich kommen. Zu verstehen, welche strukturellen Mechanik dahintersteckt. Und dieses Wissen schließlich zu nutzen, um besser anzulegen.

Für das Investieren hat die Einteilung in ‚risikoreich‘ und ‚risikoarm‘ ungefähr die Eleganz einer Baggerschaufel, mit der du versuchst, einen 10-Euro-Schein vom Erdboden aufzuheben. Sie ignoriert die offensichtlichen Zusammenhänge. Entsprechend wirst du damit auch nie wirklich gute, durchdachte Portfolios bauen können.

Zusammenfassung

Durch das Hinzunehmen von weiteren Anlageklassen neben Aktien und Anleihen wird es erst möglich, wirklich diversifiziert zu investieren.

Um zu einem wirklich balancierten Portfolio zu gelangen, lohnt es sich, das Risiko unserer Anlagen in den Mittelpunkt zu rücken und unser Verständnis von ‚Ich-will-Aktien-die-schwanken-aber-stark-also-kauf ich-Anleihen-dazu‘ weiterzuentwickeln hin zu ‚Wie-muss-ich-Anlageklassen-strukturieren-damit-ich-Rendite-aber-wenig-Risiko-bekomme‘.

Einer der Wege dazu ist das Risk Parity-Konzept. Wir haben seine Funktionsweise in diesem Artikel vorgestellt.

Im nächsten Artikel werden wir uns anschauen, wie es sich unter realen Bedingungen ganz praktisch über die letzten 30 Jahre geschlagen hat, wo es eigentlich herkommt und was es für die Anlage der eigenen Altersvorsorge bedeutet.

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Dr. Christof Sigl-Grüb

Finanznerd. Vermögensverwaltungs-Veteran. Und Papa von Paul.

Christof hilft Menschen dabei, ihr Geld selbst besser anzulegen.
Wo andere bei der Geldanlage aufhören, fängt er erst richtig an.

Er liebt alles mit Finanzen und Geldanlage. Er hat ein klassisches BWL-Studium, eine Promotion und fast 20 Jahre Berufserfahrung im Private Banking, Financial Planning und als Portfolio Manager im quantitativen institutionellen Asset Management.

Trotzdem kann man meist verstehen, was er sagt.

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2 Kommentare

  1. Hallo Christof, Deine Blogserie finde ich spannend und Deine Argumente gut nachvollziehbar. Du baust einen schönen Spannungsbogen auf und jetzt will ich natürlich wirklich wissen, wie die Umsetzung aussieht. Bin gespannt auf den nächsten Teil. LG Torsten

    1. Lieber Torsten,
      danke für Deine motivierenden Worte, das freut mich sehr. Besonders freue ich mich natürlich, dass ich Dich mit solch spannenden Dingen tatsächlich gespannt halten kann :). Ich verspreche, ich werde mein Bestes geben – was danach kommt, dürfte für Dich mindestens genauso spannend bleiben.

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